Tic-Störungen/Tourette-Syndrom

Allgemeine Informationen zu Tics

Als Tics werden im medizinischen Sinn plötzlich einschießende, von den Betroffenen nicht (oder nur schwer) steuerbare Bewegungen und/oder Lautäußerungen verstanden, die sich unregelmäßig wiederholen. Sie beginnen häufig im Grundschulalter, können jedoch auch wesentlich früher oder später auftreten.

Bei einem Teil der Betroffenen sind die Tics erblich bedingt. Da die Ursachen von Tics aber nach wie vor unklar sind, werden sie momentan sehr rege beforscht. Derzeit geht man davon aus, dass "zu viel Dopamin im Gehirn“ hier eine wichtige Rolle spielt.

Wir unterscheiden motorische Tics und vokale Tics. 

Motorische Tics (also Tics mit Bewegungen) sind zum Beispiel: Augenzwinkern, Grimassieren, Arm-/Beinbewegungen, Schulterzucken und andere. Vokale Tics können z.B. Räuspern, Husten, einfache Laute aber auch Worte und ganze Sätze sein. Nur in seltenen Fällen kommt es zu den in den Medien so oft behandelten Schimpfworten. Zu Beginn einer Tic-Störung kommt es meist zu einfachen motorischen Tics, wie Blinzeln oder Bewegungen im Oberkörperbereich. Vokale und/oder komplexere Tics können folgen. Eine Sammlung häufig auftretender Tics haben wir in unserer Checkliste Tic/Tourette für Sie zusammengetragen.

Tics haben typischerweise einen schwankenden Verlauf in Häufigkeit, Stärke und Art. Für die vor allem längerfristigen (Wochen bis Monate) Schwankungen ist häufig keine Ursache erkennbar. Andererseits gibt es kurz- bis mittelfristige Verstärkung von Tics in bestimmten Schwellensituationen wie Kita-Wechsel, Einschulung, Umschulung, Wechsel auf eine weiterführende Schule, Wohnortwechsel, längeren ferienfreien Schulzeiten, Beginn der Pubertät oder ganz individuellen Stresssituationen für die Kinder und Jugendlichen, wie z.B. Trennung der Eltern, Ärger in der Schule, steigende Belastung, Stress mit Gleichaltrigen.

Häufig profitieren die Kinder und auch die Familien von einer sorgfältigen Aufklärung und umfangreichen Informationen zu Tic-Störungen/Tourette-Syndrom sowie einer Begleitung durch ein spezialisiertes Team durch die verschiedenen Erkrankungsphasen. Zusätzlich können Entspannungstechniken erlernt werden. Bestehen bei den Kindern, meist ca. ab dem 10. Lebensjahr, Vorgefühle und/oder sind die Tics durch die Kinder/Jugendlichen zum Teil unterdrückbar, so können verschiedene verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze angewandt werden. Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe  kann entlastend wirken, da der Austausch mit anderen Betroffenen als hilfreich empfunden wird und zeigt, dass man mit der Erkrankung ganz und gar nicht allein ist.


Nur ein Teil der Patienten benötigt im Laufe der Erkrankung Medikamente - nämlich dann, wenn die Kinder maßgeblich in ihrem kindlichen bzw. jugendlichen Alltag beeinträchtigt sind. Zum Beispiel gehen sie nicht mehr gern in die Schule, weil sie entweder von ihren Mitschülern, die die Krankheit nicht kennen gehänselt werden oder weil die Lehrer sie schimpfen, weil sie durch ihr Verhalten stören. Oder aber die Muskelzuckungen sind so stark, dass sie Schmerzen verursachen. Andere Kinder werden beispielsweise durch das häufige Ausstoßen der Laute heiser. Auch gibt es Kinder, die andauernd von den Zuckungen betroffen sind, sodass sie sich nicht mehr aufs Spielen oder Lernen konzentrieren können und somit nicht mehr richtig am Leben teilnehmen können. In diesen Fällen geben sie oft selbst an, dass sie die Tics stören. Dann können Medikamente, zumindest zeitweise eine große Unterstützung sein. Ganz verschwinden die Tics meistens aber dadurch auch nicht, dennoch mindern sie die Beschwerden, sodass eine Teilnahme am normalen Kinder- und Jugendlichen leben wieder möglich wird.